Die Geschichte spielt nicht ohne unz, Puppi (ich liebe dich)

Ein Stück für Gera von Tina Müller, Anne Habermehl & Juliane Kann

Premiere. 02. Dezember 06 TidZ Theater in der Zentrale

Stell Dir vor das Meer der Globalisierung bricht über diese Stadt herein. Überall Wasser! Obendrauf wir, wie Schiffbrüchige. Arcadia, Scooter, Klaus, Richy, Geri und Speedy stecken hier fest, lassen sich treiben, strampeln, werden runter gezogen und tauchen wieder auf – sie wissen nicht WAS es ist, aber es kommt auf EUCH zu…

„Über Nacht sind Bagger und Bulldozer gekommen und haben die ganze Stadt eingestampft. Wie ein abbruchreifes Haus. Die Platten von Lusan und Bieblach-Ost, die Neubauten am Hang, die Arkaden und der Mülleimer vor meiner Haustür, das Elster-Forum, die Sträucher im Park der Jugend, die drei Essen, die Haltestellenschilder von der Heinrichstraße, ein Trümmerberg aus Strukturierungsplänen und Investitionsmüll. Einfach so. Eingestampft. Als wäre das keine Stadt gewesen. Geröllmatsch. Oben drauf wir, wie Schiffbrüchige, denen das Wasser ausgegangen ist. Ich weiß nicht wo ich bin.“ Ein Stück für Gera, ein Stückchen Gera, Gera die Nabelschau mit dem Blick aus Berlin. 

  • Spiel >>> Johannes Voss, Katrin Grundwald-Delitz, Lisa Grossmann, Lysann Schläfke, Sascha Siebert & Torsten Halbauer
  • Regie >>> Sinje Homann & Susanne Harkort
  • Musik >>> Mathias Kaden
  • Raum >>> MplusM Productions

Das Stück „Die Geschichte spielt nicht ohne unz – Puppi [ich liebe Dich] “ wurde exclusiv für Gera geschrieben. Die TheaterFABRIK beauftragte drei junge Dramatikerinnen aus Berlin, mit einem Stück für Gera. Nachdem diese sich über mehrere Wochen in der Stadt eingenistet und recherchiert hatten, schrieben sie ein Stück für die sechs intressierten Jugendlichen. Nach der öffentlichen Lesung, bei der der Text noch mal kritisch überprüft wurde, waren sich alle einig, dass er sehr plastisch die derzeitige Atmosphäre in der Stadt (eben die, einer öden Provinz-Stadt) widerspiegelt. 

LESUNG ERSTE STÜCKFASSUNG Feb 2016 „Kennt ihr das? Ihr werdet gefragt wo ihr herkommt. Aber niemand kennt diesen Ort, nicht wie Berlin zum Beispiel, da hat jeder eine Vorstellung von. Aber hier. Ich meine, was können wir von hier erzählen? Sagt mir das mal? Was fällt euch zum Beispiel als erstes zu Gera ein?“

Diese Frage haben drei jungen Autorinnen aus Berlin letzten Herbst unermüdlich allen Leute gestellt, die ihnen in unserer schönen Stadt begegnet sind. Zwei Wochen sind sie untergetaucht in Gera – dann abgetaucht zum Schreiben – und wieder aufgetaucht im TidZ mit einem ersten Stückentwurf, mit einem Theatertext exclusiv für Gera. Kritische Lokalpatrioten prüften ihn bei der öffentlichen Lesung im März diesen Jahres auf Schorschis, Arbeitslosigkeit und sonstige Gerschischmen. Und dann ging’s los….

Das Bühnenbild >>>                            Da das Stück an so unterschiedlichen Orten wie dem  Arbeitsamt, im Einkaufszentrum, am Flussufer, im Café, auf Brachflächen… spielt, entschied sich das Ensemble für ein abstraktes Bühnenbild. Es ist ein die ganze Bühne ausfüllender Pool aus Plastik-Flaschen, in den von hinten von einer erhöhten Plattform aus, eine Rutsche (half-pipe) hineinragt. Umrandet wird das Flaschenbad von bespielbaren Stegen im Schwimmbad-Kachel-Look. Inspiriert von dem klassischen „Bällchen-Bad“ soll es das Wasser symbolisieren, das „Meer der Globalisierung“ was über Gera hereingeschwappt ist. Außerdem bietet es die Möglichkeit zum ‚trockenen’ Schwimmen, Untergehen und Auftauchen und ist eine Anspielung auf das vor zwei Jahren geschlossene und schmerzlich vermisste Freibad Geras.