BRAND

Premiere Do 10. März 05 Schlachthaus Theater Bern

Irgendwann und irgendwo fangen wir an zu leben, wir werden zu Menschen mit einer eigenen Identität, die hier besser und dort schlechter passt. Brand-Manager haben die Aufgabe, sich um das positive Image einer Marke zu kümmern und Markennamen haben mit Identität zu tun. Sie zeugen von selbstbewusstem Auftreten auf dem Markt. Sie versprechen Qualität und Sicherheit. Starke Marken stellen einzigartige, weil nicht kopierbare Wettbewerbsvorteile dar. Nicht jede Marke ist populär und nicht jedes Label hat man sich ausgesucht, mit dem man lebt.

  • Spiel                                 Beqir Zenelaj, Jacqueline Schnyder, Kalterina Latifi, Katarina Tereh, Michel Giesbrecht, Muhamad Amaing, Nicolas Streit, Renato Macchi & Shiva Mabood
  • Leitung                            Christoph Hebing & Sinje Homann
  • Musik                               Till Wyler
  • Körperarbeit                 Heidi Aemisegger
  • Text                                  Pedro Lenz
  • Bühne                              Michael Hollstein
  • Licht                                 Pascal Pompe
  • Mitarbeit                         Urs Rietmann
  • PR                                     Maurice Rapin
  • Danke an                         Susan McClements
  • Hymne 1-3

macintosh und ovosport
macht froh, macht nass
coke und audi, swatch und ford 
isch fett, isch krass
marlboro u switzerland
das alles tönt nach me geile brand

ou mir sy begehrt u beliebt u bekannt
üsi marke heisst: Bränd isch Brand
glarner ziger, s’münschter bärn
macht froh, macht nass
u vo bethlehem de stärn
macht heiss, macht satt 
schifer, glas u beton bricht
aber nöd öiseri zueversicht 
weu mir sy begehrt u beliebt u bekannt
üsi brand heisst: Bränd isch Brand

pro juventute, pro patria
si scharf, si heiss
prokuristen pro familia
si top, si feiss
s’git prostata und prototype
s’het prosecco und ponyriite
ou mir hei e lobby im ganze land
sie heisst: pro Bränd isch Brand

Hintergrund/ Ausgangslage
Im März 2005 hat das vierte Jugendtheaterprojekt in Folge mit jungen SchweizerInnen, MigrantInnen und Asylsuchenden Premiere. Das Projekt heisst BRAND und thematisiert, ob und wie Identität als Grundlage innerer Sicherheit unabhängig von Alter und Bildung bewusst gestaltet werden kann, wie viel und welche Rechte auf Identität anderen zugestanden werden, und welches Gründe und Abgründe sind, die zu spezifischen Formen des Handelns und Denkens bewegen. Im Zentrum des Interesses steht, ob und wie das Verweigern oder Unterdrücken von Menschenrechten und fundamentalen Freiheiten Identitäten prägen, verletzten oder konstituieren und wie Identitäten als einzigartige, kohärente Einheit unabhängig von innerpsychologischen oder äusseren Einflüssen behaupten kann. 
Brände machen Angst, vor allem, wenn die eigene Identität auf dem Spiel steht. Nicht, dass wir einen Flächenbrand herbeireden wollen, nur: Wo Rauch ist, ist auch Feuer. Nach den erfolgreichen Projekten ‚A-TOURIST‘ 01, ‚Halbfinal‘02 & ‚PI‘ 03 möchten wir ein viertes Mal mithelfen, dieses Feuer in Grenzen zu halten. In ‚BRAND‘ geht es um das Entstehen und die Sicherheit von Identität, um die Angst vor deren Verlust und die Abgründe, die sich auftun, wenn ethisch wertvolle Überzeugungen ins Wanken geraten, weil wir merken, dass wir nicht nur nobel und edel sind, sondern uns gelegentlich als Schweinehund vorkommen, den zu überwinden nicht immer einfach ist.Brand-Manager haben die Aufgabe, sich um das positive Image der Marke als bedeutendsten Wert einer Unternehmung zu kümmern. AusländerInnen haben keinen Brand-Manager. Ihre Identität ist brüchig. Oft werden sie dieser systematisch beraubt. Die Marke Ausländer ist nicht nur deshalb kein wichtiger Wettbewerbsvorteil.