Author: Sinje Homann

Ich im wilden Kurdistan_4

Einmal Stadtzentrum und retour Sechster März Zwanzigzwanzig: Zentrum. Bazar, Chader – Jilas Vater- grüsst an jeder Ecke jemanden, überall mit Schutzmasken und Plastikhanschuhen ausgerüstete Menschen. Unter der Zitadelle trinken wir Tee, aus Pappbechern, statt aus Gläsern, für die Hygiene. Wie 4 Hühner auf der Stange sitzen wir auf der Strasse. Dann nähert sich die Desinfektionsgarde inkl. Presseauflauf. Wir müssen das Teetrinken beenden: Von rechts kommen die Desinfizierer von links die Presse. Der Boden wird in Reih und Glied abgespritzt. 25 Stare auf dem Gepäckträger eines Händlers ebenfalls. Welches Vieh hat das Virus übertragen? Tiere in Käfigen?  Geldwechsler stehen auf der Strasse hinter kleinen Theken, unter Glas stapelweise Bargeld. Kein Witz, das funktioniert wirklich so, wird mir versichert. Hier wird auch der Lohn bar ausbezahlt. Ich habe noch keine Lohntüte bekommen.

Ich im wilden Kurdistan_3

Ankommen Fünfter März: Freitag, also Sonntag, plus kurdische Gastfreundschaft. Teppiche im Garten, auf der Plastikfolie zahlreiche Schalen, im Zentrum das Nationalgericht, ich kann mir den Namen des Gerichts nicht merken; gefüllte Auberginen- und Zucchetti Hüllen in Sauce. Ich esse zu wenig, meine Gastfamilie schöpft nach, Tante und Schwager pflichten bei: Essen ist wichtig in grossen Mengen. Es ist sommerlich warm. Ich weiss nicht wo die Stadt ist, sehe nur grün und weiss nicht wie Sonnenblumenkerne so schnell geknackt u gegessen werden können – wie machen sie das? Am Nachmittag mit dem Auto in die Stadt rein. Empire City, nagelneu und ein paar Bauleichen, viele Bräute, viel Schminke, Fotografen und Pailletten, Bräutigame im Dreiteilen beim Fotoshooting. Daneben English Village, Villen organisiert gebaut, hinter Mauern.  Sami Park, die Freundinnen von Rashan und Jila sitzen im Kreis und spielen Monopoly. 2 Schwestern sprechen auch Deutsch wie meine Gastschwestern, 3 andere Dansk, alle sind 2009 zurückgekommen. Ausser eine, hat keine studiert was sie wollt. Aber auch die eine mit freier Studienwahl hat keinen Job gefunden. Mir wird das Punktesystem erklärt, …

Ich im wilden Kurdistan_2

Zweiter Versuch Abheben Donnerstag Vierter März: Austrian Airways hat noch keine Risikobedenken und fliegt mit Walzer über Wien nach Erbil. In der Kabine alles rot, sogar die Beine und Schuhe der Flight Attendants, die Maschine ist halbleer. Flughafen Zürich um 6:30 Uhr keine einzige Schlange, Wien hingegen ist voll voll voll. Schneebedeckte Bergzüge, eine knallgrüne Ebene, Landeanflug auf Erbil im Frühling. Fahrt im Chevrolet gen Süden, vorbei an Hochhäuser, Häuserskeletten, auf sehr breiten Strassen. Wir fahren von 11 Uhr nach 6 Uhr über die 120 m Strasse. Wo bin ich? Es ist halb fünf Uhr abends, wo liegt das geografisch? 6 Uhr ist am südlichen Stadtrand hinter dem 120m Ring, Blick ins Grüne, Stinkluft aus dem Graben vor dem Grün.