Ein Stück Rassismus
Premiere Schlachthaus Do 27. März 03 um 20.30
Es gibt Leute, die sind der Meinung, dass nun langsam genug geredet und geschrieben worden sei über Asylsuchende und Rassismus und all das Zeugs. Wir meinen: Solange Fremdenfeindlichkeit beobachtet und befürchtet werden muss, darf darüber nicht geschwiegen werden. Und solange es Menschen um uns herum gibt, und davon gibt es nicht wenige, die Angst haben vor Fremdem und Andersartigem, so lange ist es wichtig und richtig dafür einzustehen, dass Toleranz und Akzeptanz nicht Leere Vokabeln in Predigten oder Parteiprogrammen sind, sondern mit konkretem Leben gefüllt werden in unserem Alltag.
- Spiel Beqir Zenelaj, Hanna Schmied, Katarina Tereh, Laura Perler, Marco Geiser, Michel Giesbrecht, Mohamed Zungrama, Nicolas Streit, Özlem Yasar, Renato Macchi, Shiva Mabood, Tina Latifi
- Leitung Christoph Hebing und Sinje Homann
- Assistenz Lorenz Langenegger
- Textmitarbeit Reto Finger
- Körperarbeit Marcel Leemann
- Licht Pascal Pompe
- Bühne Johanna Burkhart
- Grafik Johanna Guyer
‚Halbfinal‘ ist ein Sportstück, ein Kraftakt aller Beteiligten. Zusammen haben wir die tonnenschweren Begriffe Rassismus und Vorurteile durchs Probelokal gewälzt und auf unseren Schultern getragen. Wir haben sie ausgespielt. Wir haben sie uns zugeworfen und möglichst weit weggeschmissen. Wir haben den Rassismus auf die Bühne mitgenommen, haben ihn verkleidet und geschminkt. Wir haben hart und lange trainiert. Jetzt sind wir bereit. Der ‚Halbfinal‘ steht an. Und ich kann Ihnen versichern: Wir spielen nicht auf Unentschieden!
Ausgangslage – Zielsetzung
<Halbfinal> ist die Konsequenz aus dem Theaterprojekt A-Tourist – amtl. geduldet (März 02 auf der Bühne des Schlachthaus Theaters). Ausgehend von den Erfahrungen und Auseinandersetzungen mit Jugendlichen Asylsuchenden und MigrantInnen im A-Tourist wird <Halbfinal> zur konkreten. Beschäftigung mit selbst erlebtem oder beobachtetem Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.
B: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen…
A: Zwischen was und was?
B: Zwischen neutral und feige?
A: Keine Ahnung.
B: Zwischen neutral und farblos?
A: Weiss ich nicht.
B: Zwischen neutral und keine eigene Meinung haben.
A: (schweigt)
B: Sag schon!
A: (schweigt)
B: Ich glaube, neutral sein ist wie ein „0:0“ in einem Spiel. Nicht wirklich schlecht, immerhin gibt‘s einen Punkt, aber auch nicht wirklich gut.
Zum Stück
Beim Fussball weiss jeder wie’s läuft. Im Abseits stehen, Anstoss, Foul alles wird gepfiffen und einer hat immer Recht. Alle dürfen Tore schiessen und Heroen sein, auch die Ausländer, die werden auch eingebürgert, vor allem wenn sie die besten sind. Da wird auch der eingefleischteste Fan für einen Türken brüllen, stampfen und singen, oder gar für einen Schwarzen, wenn er die Tore für die Mannschaft schiesst. Ausserdem kann man nach dem Spiel die gegnerischen Fans anpöbeln und vielleicht noch eins draufhauen. Bei einer WM oder EM sind dann alle für die Gleichen, auch die AusländerInnen im Land für die Schweizer, wenn sie überhaupt mitspielen. Nationalstolz, respektive Lokalkolorit gehören zum Sport, wie die Tore zum Fussball.
So gehört Rassismus in den Alltag unserer Gesellschaft, nur ein bisschen natürlich, so richtig schlimm ist es hier ja nicht. In unserem Stück wird nicht Fussball gespielt, es wird überhaupt nicht gespielt, ausser geschauspielert. Es ist ein Versuch dieses grosse Thema – Rassismus – spielerisch anzugehen, die Facetten und Mechanismen anzudeuten und aufzuzeigen wie einfach und schmerzhaft die Auswirkungen sind, was für Regeln wie funktionieren und dass keine für alle gilt.
13 junge Menschen verschiedener Nationalitäten, Kulturen und Religionen arbeiten seit Herbst letzten Jahre an der Realisierung eines Theaterabends unter dem Namen ‚Halbfinal’ mit dem Anliegen eines spielerischen und verspielten Beitrags für Menschenrechte und gegen Rassismus.